„Zentral-Genial“: Eisenach zeigt Wohnpotenziale für Lücken, Baubrachen und Leerstände

Seit 2016 begleitet die KEM GmbH die Stadt Eisenach als Sanierungsträger (siehe Monatsmeldung 01/2018). In den letzten Jahren der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme in der Innenstadt verfolgen Stadt und KEM GmbH im Zusammenwirken mit weiteren lokalen Akteuren das Ziel, verbliebene Brachen, Baulücken und leerstehende Gebäude entsprechend den städtebaulichen Leitlinien zu entwickeln.

Hierzu hat die Stadt Eisenach ihren ‚Werkzeugkoffer‘ der Stadtentwicklung um ein informelles Planungsinstrument ergänzt: „Zentral-Genial: Neues Wohnen in der Altstadt“ wurde durch einen lokalen Verein, der sich für den Erhalt des historischen Stadtbildes einsetzt, die Stadtverwaltung und die KEM GmbH initiiert. Die Landschaft städtischer Initiativen zur Bearbeitung der Problemstellung ist vielfältig. Auch die KEM GmbH hat in anderen Kommunen, wie beispielsweise in Greiz, Projekte dieser Art begleitet.

Die Eisenacher Projektinitiative verfolgt die Ziele, einerseits Entwicklungen für konkrete Brachen und Leerstände anzustoßen. Andererseits soll das Image der historischen Altstadt als Wohnort und Baustandort verbessert und den Zielgruppen ins Bewusstsein gerückt werden.

Nach mehreren Monaten der Vorbereitung, zahlreichen Arbeitsgruppensitzungen sowie einer intensiven Bestandsaufnahme der Brachen und leerstehenden Gebäude durch Stadtverwaltung und KEM GmbH haben sich schließlich drei Stränge in der Methodik des Projekts entwickelt.

Methode 1: Akteure finden

Ein Netzwerk wurde aufgebaut, um Kompetenzen, Ressourcen und Aufmerksamkeit zu sammeln. Kooperationen wurden nicht nur mit Eigentümern der Grundstücke sondern auch mit lokalen Architekten und Architektinnen vereinbart. Bereits im Entstehen des Netzwerks ergaben Gespräche und Veranstaltungen ein komplexes Bild von Hindernissen, aber auch von Potenzialen und Angriffspunkten für die jeweiligen Standorte des Projekts.

Ausstellung der Planungsstudien in der Wartburgsparkasse im Oktober 2018

Methode 2: Potenziale sichtbar machen

Die Eisenacher Architekturszene bringt sich in das Projekt ein: Planer entwickeln architektonische Entwürfe für die Standorte, sodass jedermann eine Vorstellung davon erhält, dass hinter einer bröckelnden Altbaufassade im dicht bebauten Mittelalterensemble sehr lebenswerter Wohnraum entstehen kann. Insbesondere für fachfremde Menschen auf der Suche nach einem Objekt zur Selbstnutzung, sind die entstandenen Bilder und Visionen eine große Hilfe. Die bestehenden Entwürfe sind außerdem Stützen, an denen sich Gespräche mit den Akteuren wieder und wieder festhalten können.

Methode 3: Für die Stadt werben

Im Rahmen von „Zentral-Genial“ kann die Stadt intensiv für das Leben, das Wohnen und Bauen in der Altstadt, kurzum für die Innenentwicklung werben. Die Werbebilder liefern die Architekturentwürfe. Öffentliche Veranstaltungen und Ausstellungen präsentieren die Entwürfe und bieten Gelegenheiten, über Stadtentwicklungspolitik und Baukultur sowie über Perspektiven der einzelnen Projektstandorte zu diskutieren. Auf großen Planen werden Entwürfe und Slogans an den leerstehenden Gebäuden angebracht und in Baulücken aufgestellt. Die Presse verarbeitet diese Termine ausführlich, was zur Folge hat, dass auch überregional Aufmerksamkeit für die Eisenacher Potenziale entsteht.

Präsentation der „Brache des Monats“ in der Lutherstraße. Im Hintergrund das Gebäude Nr. 1 mit Slogan und Planungsstudien
Foto: Stadt Eisenach

Das Team der KEM GmbH begleitet diesen Prozess für die Stadt Eisenach vollumfänglich durch Vorbereitung von Schreiben und Verträgen mit Eigentümern sowie Architekten, Beratung der Eigentümer, Besprechungen mit Netzwerkpartnern, Organisation von Veranstaltungen und Ausstellungen, Gestaltung von Werbemitteln sowie Planen und Akquisition von Fördermitteln.

Die Zielerreichung des Projekts ist schwer zu messen: Zwar hat an einem Standort die Bautätigkeit begonnen, doch kommen Prozesse an anderer Stelle nur langsam in Bewegung. Stadtentwicklung braucht Zeit, wer wird sich an „Zentral-Genial“ erinnern, wenn in fünf oder gar zehn Jahren mancher ‚Problemstandort‘ entwickelt wird? Welchen Anteil daran hat die Öffentlichkeitsarbeit geleistet? Das Telefon im Sanierungsbüro klingelt, Eigenheim suchende Familien erkundigen sich, Projektentwickler aus der Region fragen nach diesem und jenem Grundstück – Teilziele sind erreicht, die nächsten Standorte dürfen gesammelt werden!

weitere Informationen zum Projekt: www.zentral-genial.de